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Rang: Ehrenmitglied

Posten: ​Feldkurat, geistiger Beistand
 

 

 

Die Zeit bevor Ulrich Cirksena dem Schwarzen Löwen beigetreten ist:

 

Voller Name: ​Ulrich Cirksena

Eltern: -

Geboren: -

 

Wann ich geboren wurde, weiß ich nicht mehr. Ich war zwar dabei, kann mich aber absolut nicht erinnern. Auch meine Jugend ist wie in Nebel gehüllt. In Erinnerung ist mir dagegen geblieben, dass sich die ostfriesischen Häuptlingsgeschlechter Jahrhunderte lang in blutigen Bruderkämpfen zer-fleischt hatten, wogegen ich endlich etwas tun musste. Es ist keinem Friesen außer mir gelungen, ein eigenständiges Staatswesen zu schaffen. Mir gelang allein durch diplomatisches Geschick ohne Gewalt und Blutvergießen, wozu sich die Häuptlinge Tom Brooks und der in allen Kriegslisten erfahrene Kämpfer Fokko Ukena jahrzehntelang umsonst bemüht hatten. Ich war unumstritten ein außergewöhnlicher Mensch und die bedeutendste Gestalt meiner Dynastie.
Einige Häuptlinge waren so heruntergekommen, dass sie mit den Vitalien-brüdern, wie sich die Piraten in der Nordsee zu meiner Zeit nannten, ge-meinsame Sache machten. Dies rief wiederum eine auswärtige Macht, nämlich die Hamburger, ins Land, die ihr Banner auf ostfriesischem Boden in Emden aufpflanzten. Für uns Ostfriesen war es die größte Schmach; waren wir doch ungemein stolz auf die von Karl dem Großen verbriefte Freiheit. Diese Schmach war wohl auch nicht ganz unverdient. Die unsinnigen blutigen Fehden zeigten, dass unser Volk nicht imstande war, sich selbst zu regieren. 1430 jedoch wurde der Bund der friesischen Freiheit gegründet und mein Bruder Edzart und ich zu den Führern dieses Bundes gewählt.
So wurde ich zum Retter meines Landes. Ich entwirrte mit leichter, sicherer Hand und ruhigem, unkriegerischem Gemüt die vielen verschlungenen Knoten, die auch die schärfsten und blutigsten Schwerter meiner Landsleute nicht durch hauen konnten. Wegen meiner Aussöhnung mit den vertriebenen Häuptlingen der Krummhörn geriet ich mit den Hamburgern in einen bewaffneten Konflikt, der mit mehreren Schlappen der Hanseaten endete und schließlich dahin führte, dass sie mir im Wonnemond 1453 Emden wieder auslieferten. Damit hatte ich erreicht, was meinen Vorgängern versagt geblieben war. Ostfriesland war unter meiner Herrschaft vereint, und zwar in jenen Grenzen, die es bis in Tage der Neuzeit erhalten hat.
Nach dem Tode meiner ersten Frau Folka, der Erbtochter des Häuptlings Wibet von Esens und Stedesdorf, die ich 1440 geheiratet hatte, vermählte ich mich mit Theda Ukena, einer Enkelin von Fokko Ukena. Mein nicht unbeträchtliches Vermögen setzte ich in die Erwerbung Ostfrieslands. Ich musste nicht nur dem damaligen deutschen Kaiser Friedrich III. und dessen Kanzleibeamten ansehnliche Geschenke machen, sondern auch den Hamburgern, die Emden immer noch besetzt hielten, sowie dem Bischof von Münster, dem eigentlichen Lehnsherrn Ostfrieslands seit der Christianisierung, abfinden.
Im Ganzen hat mich die Gründung der Reychsgrafschaft Ostfriesland etwa 38.000 Gulden gekostet, eine recht stattliche Summe Geldes. Obwohl ich meinen Herrschaftsbereich auf diese Weise redlich erworben hatte, misstraute ich denen, die ich von dem Untergang und der Fremdherrschaft errettet hatte. So ließ ich mich vom mächtigsten Herrscher des Abendlandes, dem deutschen Kaiser, mit dem geeinten Territorium belehnen. Der am 1. im Weinmond 1464 datierte Lehensbrief, geschrieben und unterzeichnet in Wiener-Neustadt, ist allerdings im Laufe der Zeit verschollen. Ich ließ mich auch niemals Graf nennen, sondern wurde in offiziellen Schreiben stets nur „ehrsamer wohlgeborener gnädiger Junker Ulrich" genannt.
Am 4. Advent der Jahrung 1464, dem 23. Tag im Christmond, fand meine offizielle Belehnung mit Ostfriesland und meine Erhebung in den Reychs-grafenstand durch den kaiserlichen Herold Arnold Loo statt. Vom kaiserlichen Gesandten, dem Grafen Palenstein, wurde ich zum Ritter geschlagen. Die natürliche Demut meines Wesens veranlasste mich, diese Krönungsfeierlichkeiten in der schlichten Klosterkirche der Franziskaner zu Mittelfaldern und nicht in der von mir selbst ausgebauten Urkirche am Emsufer nahe meiner Emder Burg stattfinden zu lassen. Meine sonst jeder Fürstenherrschaft abholden Landsleute ließen die Ernennung ohne Murren geschehen und huldigten mir sogar in meiner neuen Stellung, was einem Wunder gleichkam, denn noch nie zuvor hatte ein freier Friese Haupt und Knie vor einem Fürsten gebeugt.
Zur Zeit meiner Krönung war ich ein Mann in den besten Jahren. Meine Frau Theda war noch verhältnismäßig jung und mein Sohn, der Kronprinz Edzart I. lag noch in den Windeln. So war es gut, dass ich mein Haus rechtzeitig und gründlich bestellt hatte, denn nach dem stolzen Krönungstag blieben mir keine zwei Lebensjahre mehr. Nach kurzer Krankheit, am 27. Tag im Herbstmond 1466, beendete ich diese Etappe meines Lebens. Die Zeit der großen ostfriesischen Häuptlinge ging mit mir, Ulrich Cirksena, zu Ende. Keiner meiner Nachfolger konnte so wie ich die Politik Frieslands mitbestimmen.
Als ich gut 500 Jahre später immer noch als der „Große Friedensfürst“ galt, zog es mich im nächsten Lebensabschnitt in die Friedensstadt Augusta Vindelicorum im Süden Deutschlands, wo ich bei den Rittern der Tafelrunde zue Haldenwang eine neue Heimat fand und mich dort als Burgpfaffe betätige. Dort vermisste ich allerdings die gelegentlichen Raufereien, denen wir Ostfriesen nicht ganz abgeneigt sind. So wollte es das Schicksal, dass die Stelle des Bischofs am Hof von König Artus, der mit seinem Tross auf Schloss Scherneck residierte, vakant wurde und ich dieses Amt erhielt. Meine Kemenate im Lager teilte ich mit meinem Ritterbruder Ulrich dem Pfettner, der damals gleichzeitig Hauptmann des Freyen Söldnerhaufen des Schwarzen Löwen war. Zu diesem Söldnerhaufen entwickelte sich eine herzliche Freundschaft und ich kann stolz verkünden:
Als Ehren - Feldkurat stehe ich jetzt auch in der Soldliste dieses illustren Haufens.

Ulrich Cirksena

 

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